Quellenmaterial

Holcroft’s Travels

Vom Umgang mit kegelnden Teufeln im Bremer Kreuzgang

Jacobibrunnen Thomas Holcroft (1745–1809) war ein in der Spätaufklärung nicht untypischer Entrepreneur, dessen Patchwork-Lebenslauf vom Stalljungen, Hochverräter und fahrenden Schauspieler zum Literaten und Drucker auch heute Eindruck machen könnte. Mit seinem Reisebericht aus dem Jahre 1801 [1] hatte der Autor einen Karriere-Durchbruch vorgesehen; das Werk bescherte ihm aber keinen Reichtum. Dennoch erweist es sich als eine sensible Beschreibung mit Freude an etwas abseitigen Wegen – den für jeden Touristen auch damals obligatorischen Besuch des Bleikellers im Dom absolvierte Holcroft dagegen mit echt britischer Selbstironie:

Travellers have formed a kind of routine, and have established something like a trading society: not for the curiosities they have to sell, but for those they have to describe. From the time I became a member of this body, I have made it a duty to hunt through many a hole and corner, into which it is not probable I should otherwise have ever set foot. [2]

Bremen gab dem Kuriositätenjäger nicht alle seine Geheimnisse preis – aber wir erfahren immerhin, dass die kegelnden Teufel sicher hinter einer unscheinbaren Tür im Domkreuzgang eingesperrt waren (zumindest bis zu dessem Abbruch), oder dass die Leihbibliothek der Bremer Aufklärung angesichts der horrenden Einstandspreise für Johann Caspar Lavaters Physiognomische Fragmente um 1776 herum gegründet wurde. Jedenfalls erzählte man das so. Und noch einiges mehr.

[1] Thomas Holcroft: Travels from Hamburg through Westphalia, Holland and the Netherlands to Paris London: Phillips 1804. Eine gekürzte deutsche Übersetzung ist erschienen in Herbert Schwarzwälder (Hg.): Bremen in alten Reisebeschreibungen: Briefe und Berichte von Reisenden zu Bremen und Umgebung (1581–1847). Bremen: Temmen 2007, 265–271.

[2] Holcroft: Travels, Bd. 1, 18.

Hinzugefügt am 16. März 2008 | Tilman